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Voller Zug!

Einsatzgebiete von Feld- und Industriebahnen


Feldbahn im Museum

Feld- und Industriebahnen waren lange Zeit ein wertvolles Hilfsmittel, um im begrenzten Umfeld eines Betriebes einen leistungsfähigen Transport von Rohmaterialien oder Produkten sicherzustellen. Ihr Vorteil ergab sich aus den Gegebenheiten der Zeit in Kombination mit den physikalischen Eigenheiten einer Eisenbahn: hohe Transportleistungen bei geringem Energieeinsatz auf ebenen bis wenig geneigten Trassen, bedingt durch den geringen Rollwiderstand des Rad-Schiene-Systems. Geringe Energiepreise, steigende Personalkosten, größere Produktionsbetriebe und moderner Straßen- und Fahrzeugbau haben dazu geführt, dass diese Vorteile heute weniger zählen und Straßenfahrzeuge (LKW, Gabelstapler, …), aber auch Förderbänder und Pipelines die Aufgaben von Feld- und Industriebahnen übernommen haben.

Einige typische Einsatzgebiete waren:


Land- und Forstwirtschaft

In Zeiten, in denen Pferde- und Ochsengespanne die einzigen Hilfsmittel waren, um die beträchtlichen Transportmengen einer Ernte zu bewältigen, stellte der Einsatz einer Feldbahn – auch ohne Lokomotiven – einen großen Fortschritt dar. Besonders nach Regenfällen waren unbefestigte Wege für schwere Fuhrwerke kaum befahrbar. Feldbahnfahrzeuge, deren Last sich über Schienen und Schwellen auf eine größere Fläche verteilt, hatten damit kaum Probleme.

Aber auch auf größeren Gutshöfen konnten Feldbahnen bei der Futterzufuhr oder beim Ausmisten wertvolle Hilfe leisten.

Beim Torfabbau ist der wenig tragfähige Boden gelegentlich ein Grund, auch heute noch Feldbahnzüge zu verwenden.

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Torfwagen aus dem ehemaligen Torfwerk Zehmemoos in Salzburg unterwegs im Museum in Freiland


Die Errichtung von Waldbahnen erforderte, bedingt durch das Gelände, meist etwas mehr Aufwand. Sie brachte dafür aber auch einen doppelten Nutzen: wurde das Holz früher im Winter über Schnee und Eis geschliffen oder mittels Schwemmanlagen auf Wasserwegen aus dem Wald befördert, so war der Transport nun einen Großteil des Jahres möglich, und die Stämme erreichten ihr Ziel dadurch in wesentlich besserer Qualität als früher.

Bergbau- und Grubenbahnen

Hier geht es um den Transport großer und schwerer Mengen – seit jeher eine Domäne der Eisenbahnen. Während im Tagbergbau heute übergroße Straßenfahrzeuge Verwendung finden, ist ein Untertag-Bergbau ohne Grubenbahn auch heute kaum möglich. In engen Stollen sind größere Mengen nur mit Hilfe spurgebundener Züge zu transportieren. Hier ist auch der Ursprung der „großen“ Eisenbahn zu finden.
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Muldenkipperzug mit der Trötzmüller.


Muldenkipper mit der Kromag; typisch für kleine Bergbaubetriebe und Schotter- bzw. Lehmgruben.


Werksbahnen in Gewerbe- und Industriebetrieben

Auch bei kürzeren Wegen machte man sich die Vorteile der Eisenbahn in vielfältiger Weise zu Nutze. Kleine Gewerbebetriebe überbrückten die Wegstrecke zwischen den Betriebsräumen im Hinterhof und der Straße, wo die Verladung auf das Fuhrwerk stattfand, mit handbetriebenen Rollbahnen. In großen Industriebetrieben stellten Bahnen mit unterschiedlichen Spurweiten und Lokomotivbetrieb die Verbindung zwischen Lagern und verschiedenen Produktionsbereichen her. Ein Beispiel sind Ziegelwerke. Dort, wo das heute noch der Fall ist, wie zum Beispiel in Stahlwerken, sind diese Bahnen in der Regel normalspurig.
Industriebahn

Die JW50 mit den Schoeller-Bleckmann-Wagen im Gleisbogen in Freiland.


Bauwesen

Große Bauvorhaben, wie z.B. Kanal-, Eisenbahn-, Autobahn- oder Kraftwerksbauten, aber auch die Errichtung größerer Gebäudeanlagen erforderten den Abtransport von Aushubmaterial und die Verteilung von Baustoffen. Während der Transport von oder zur Baustelle oft mit einem Anschlussgleis zur Eisenbahn gelöst werden konnte, verwendete man innerhalb des Baustellenbereiches Feldbahnen. Heute ist das praktisch nur mehr im Tunnel- und Stollenbau der Fall, wo ähnliche Bedingungen herrschen, wie im Untertag-Bergbau.

Militärische Verwendung

Im ausgehenden 19. Jahrhundert interessierten sich fast alle Armeen für Feldbahnen: Sie konnten – im Vergleich zu den Normalspurbahnen – ohne große Erdbewegungen relativ rasch errichtet werden. Wenn andere Möglichkeiten fehlten, waren zerlegbare Fahrzeuge nötigenfalls auch als Traglasten mit Pferden transportierbar. Vor allem bei Artillerie, Pionieren und im Festungsbau fielen schwere und umfangreiche Transporte an, aber auch im allgemeinen Nachschub konnten Feldbahnen ein großer Vorteil sein.
Pferdefeldbahn

Pferdefeldbahn aus dem ersten Weltkrieg.


Feldbahn 12.8.1917 Gen. Ferdinand Goglia.


Sonstige Einsatzgebiete

Auch außerhalb der genannten Haupteinsatzgebiete gab es mitunter Transportbedarf, den eine Feld- oder Industriebahn gut abdecken konnte. Die Vielfalt reicht von der einfachen Rollbahn innerhalb eines Gebäudes, um zum Beispiel Bücher innerhalb einer Bücherei oder Geld innerhalb einer Bank zu transportieren, bis zur Ausstellungsbahn mit Personenbeförderung. In den weitläufigen Anlagen der um 1900 errichteten Krankenhäuser besorgten oftmals Industriebahnen die Versorgung der einzelnen Pavillons mit Essen und Wäsche.
Bahn in Steinhof Eine dieser Krankenhausbahnen, fuhr bis 2012 noch im Geriatriezentrum am Wienerwald in Wien-Lainz. Einer weiteren, nämlich jener in Wien-Steinhof, war eine Sonderausstellung anlässlich des 100 jährigen Jubiläums der Aufnahme des Betriebs im März 1908 gewidmet. Das Feld- und Industriebahnmuseum stellte dazu einen vollständigen Originalzug aus.

Feld- und Industriebahnmuseum - seit 1965!


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